Was versteht man unter Bartonella?

Als Bartonella wird eine Gattung von Bakterien bezeichnet. Meist handelt es sich hierbei um parasitisch lebende Bakterien, d.h. um solche, die innerhalb einer Wirtszelle (also intrazellulär) existieren. In der Regel fungieren als Wirtszellen Endothelzellen oder Erythrozyten, d.h. rote Blutkörperchen. Bartonella können durch eine Reihe von Insekten übertragen werden und lösen beim Menschen oder anderen Wirbeltieren verschiedene Infektionskrankheiten aus. Beim Menschen werden diese verschiedenen Krankheitsformen unter der Bezeichnung Bartonellose zusammengefasst. Bartonella wurde nach dem peruanischen Mikrobiologen Alberto Leonardo Barton benannt.

Wodurch zeichnen sich Bartonella-Bakterien aus?

Bartonella kommen in Faden-, Stäbchen- oder Tropfenform vor und verfügen über einen Maßstab von zwischen 0,5 und 0,6 x 1,0 Mikrometern. Bartonella gehören zu den gramnegativen Bakterien und sind nicht obligat intrazellulär. Das bedeutet, dass sie auch außerhalb von Zellen leben, also beispielsweise auf Nährboden kultiviert werden können. Hierzu bedarf es allerdings Hämin, einer Reihe von Komplexverbindungen aus Eisen-Ion und Chlorid-Ion.

Welche Infektionen können durch Bartonella ausgelöst werden?

Menschen mit einem geschwächten Immunsystem neigen dazu, öfters an einer Bartonella-Infektion (Bartonellose) zu erkranken. Dies trifft vor allem bei Kindern und älteren Personen zu. Bartonella, welche meist durch Insekten übertragen wird, können verschiedene seltene Krankheiten, wie die folgenden verursachen:

  • Bartonella alsatica: kann eine Endokarditis hervorrufen.
  • Bartonella bacilliformis: kann die sogenannte Carrion-Krankheit, d.h. das Oroya-Fieber und Verruga peruana verursachen.
  • Bartonella clarridgeiae: kann der Auslöser für die sogenannte Katzenkratzkrankheit sein.
  • Bartonella elizabethae: kann eine Endokarditis hervorrufen.
  • Bartonella grahamii: kann eine Lymphadenopathie oder eine Retinitis bedingen.
  • Bartonella henselae: kann die sogenannte Katzenkratzkrankheit, bazilläre Angiomatose, bazilläre Peliose, Bakteriämie oder eine Endokarditis hervorrufen.
  • Bartonella koehlerae: kann der Auslöser für eine Endokarditis sein.
  • Bartonella quintana: kann das Fünf-Tage-Fieber, eine bazilläre Angiomatose, eine chronische Bakteriämie oder eine Endokarditis auslösen.
  • Bartonella rochalimae: kann eine Bakteriämie, Fieber oder Splenomegalie hervorrufen.
  • Bartonella tamiae: kann der Auslöser für eine Bakteriämie, Fieber, Myalgie oder ein Exantheme sein.
  • Bartonella vinsonii arupensis: kann eine Endokarditis oder fieberhafte Erkrankungen verursachen.
  • Bartonella vinsonii berkhoffii: kann eine Endokarditis hervorrufen.
  • Bartonella washoensis: kann der Auslöser für eine Myokarditis oder eine Meningitis sein.

Wie kann man sich mit Bartonella infizieren?

Bartonella-Bakterien werden durch einen Vektor auf den Menschen übertragen. Dies ist folgendermaßen möglich:

  • hauptsächlich durch Flöhe und/oder Kleiderläuse,
  • durch Sandfliegen,
  • durch den Kontakt mit flohbefallenen Tieren, etwa durch Tierbisse oder Kratzer,
  • durch Zecken,
  • durch Nadelstiche.

Welche Symptome werden durch Bartonella hervorgerufen?

Eine Bartonella-Infektion kann verschiedene Erkrankungen und Symptome auslösen. Bei der sogenannten Katzenkrankheit, die etwa durch einen Flohbiss, einen Katzenbiss oder einen Kratzer der Katze übertragen werden kann, bildet sich nach etwa einer Woche an der Übertragungsstelle eine Papel, welche sich im weiteren Verlauf zu einer Pustel heranbildet. Bei immungeschwächten Personen kann es zu Fieber und/oder einer seltenen Augenerkrankung und/oder einer Infektion der Knochen, Leber oder Milz kommen.

Laut jüngsten Fallberichten einer Forschergruppe, welche PCR und DNA-Sequenzierung untersucht, können verschiedene Bartonella-Erreger zu einer chronischen intravaskulären Infektion führen, welche monate- bis jahrelang anhalten kann. Dabei ist es auch möglich, dass es zu neuropsychiatrischen Symptomen kommt (Balakrishnan et al. 2016).

Zu welchen Komplikationen kann es durch eine Bartonella-Infektion kommen?

Eine Bartonella-Infektion kann zu den folgenden Komplikationen führen:

  • Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis),
  • infektiöse Gefäßerkrankung (basiläre Angiomatose),
  • Netzhautentzündung,
  • Epilepsie,
  • aseptische Meningitis,
  • Vergrößerung, bzw. Schwellung der Leber und der Milz (Hepatosplenomegalie),
  • Mandelentzündung,
  • Arteriitis des Gehirns,
  • Entzündung des Gehirn-Gewebes (Enzephalitis)

Wie wird eine Bartonella-Infektion diagnostiziert?

Eine Bartonella kann entweder durch einen direkten Erregernachweis oder durch einen indirekten Erregernachweis diagnostiziert werden. Für den Direktnachweis bedarf es einer Blutkultur, welche allerdings den Nachteil birgt, dass diese selbst durch ein sogenanntes Spezialverfahren in nur 25 Prozent aller Krankheitsfälle positiv ist. Ein Direktnachweis kann jedoch auch durch einen PCR-Test oder ein zelluläres Fettsäureprofil erbracht werden. Der indirekte Erregerhinweis erfolgt hingegen durch einen serologischen Nachweis mittels Immunfluoreszenz. Für gewöhnlich zeigen serologische Untersuchungen in der Regel einen hohen IgG-Titer gegen Bartonella auf. Es ist hierbei allerdings nur möglich, genusspezifische Antikörper nachzuweisen. Die Differenzierung zwischen den verschiedenen Bartonella-Erregern ist nicht möglich.

Wie wird eine Bartonella-Infektion behandelt?

Bei gesunden Menschen mit einem intakten Immunsystem klingen selbst akute Erkrankungen mit der Zeit von selbst wieder ab und erfordern meist keine antibiotische Therapie. Dies ist zum Beispiel bei einer unkomplizierten Infektion Bartonella henselae der Fall. Bislang gibt es keine medizinschen Studien, die belegen, dass die Zugabe von Antibiotika die Krankheitsdauer verkürzen würde.

Handelt es sich jedoch um eine komplizierte Bartonella-Infektion, bei der etwa das zentrale Nervensystem involviert ist, sollten Antibiotika verschrieben werden. Laut den aktuellen Richtlinien ist eine Behandlungsdauer zwischen mindestens vier und sechs Wochen empfehlenswert. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann zusätzlich die lokale Anwendung von schmerzstillenden Arzneimitteln (Analgetika) und lokaler Wärme zur Anwendung kommen. Des Weiteren können entzündungshemmende Mittel eingesetzt werden. Allerdings sollte hierbei auf Kortison, d.h. die sogenannten Steroide, verzichtet werden, da diese die Bildung von Fisteln begünstigen können.