Was ist der Bartonella rochalimae-Erreger?

Bartonella rochalimae gehört zu der Gattung der Bartonellaceae und ist eine gramnegative Bakterienart. Der Erreger konnte 2007 an der "University of California" in San Francisco/USA sowie am Massachusetts General Hospital und am Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den Vereinigten Staaten aus Hunden isoliert werden. Sein Name stammt vom brasilianischen Forscher Henrique da Rocha Lima. Der Bartonella rochalimae-Erreger ist eng mit dem B. henselae sowie dem B. quintana verwandt. Das Bakterium Bartonella henselae wurde Mitte der 1990er Jahre als Ursache des Katzenfiebers identifiziert, während B. quintana im Ersten Weltkrieg bei Tausenden von Soldaten Grabenfieber auslöste. Der Bartonella rochalimae-Erreger konnte neben den Vereinigten Staaten mittlerweile auch in Südamerika und Europa nachgewiesen werden.

Welche histologischen Eigenschaften weist der Bartonella rochalimae-Erreger auf?

Die Bartonella rochalimae-Erreger sind anspruchsvolle, pleomorphe und hämotrope Bakterien. Sie können bei Säugetieren wie Katzen, Hunden, Rotfüchsen, Meerschweinchen, Kojoten, Waschbären sowie Ratten vorkommen. Das Hauptreservoir für Bartonella rochalimae-Erreger sind Caniden. Hierunter wird die gesamte Verwandtschaftsgruppe der Haushunde gefasst. Als Vektoren für den Bartonella rochalimae-Erreger werden Flöhe und seltener, auch Zecken angenommen.

Der Bartonella rochalimae-Erreger ist genetisch verwandt mit B. clarridgeiae, welche als Säugetierreservoir-Wirt die Katze hat. Neben vielen Tieren wie der Katze können sich auch Menschen mit dem Bartonella rochalimae-Erreger infizieren und daran erkranken. Die Desoxyribonukleinsäure (DNA)-Sequenzierung von 478 Genen konnte nachweisen, dass B. rochalimae und B. clarridgeiae unter der Clade 3 gruppiert sind. Beide Erreger unterscheiden sich wiederum von anderen Bartonella-Arten. Beide haben jedoch gemeinsam, dass sie oftmals bei der Bartonella-Infektion von Hunden nachgewiesen werden können.

Welche Infektionen kann der Bartonella rochalimae-Erreger auslösen?

Der Bartonella rochalimae-Erreger kann folgende Infektionen auslösen:

  • Bakteriämie (Vorhandensein von Bakterien im Blutkreislauf),
  • Fieber,
  • Splenomegalie (Vergrößerung der Milz),
  • infektiöse Endokarditis (Entzündung der inneren Auskleidung der Klappen des Herzens),
  • chronische Erkrankungen

 
Beim Menschen kann das Bakterium eine Myalgie verursachen. Hierunter versteht man Schmerzen in der Muskulatur. Die oben aufgeführten Beschwerden beziehen sich auf eine veröffentlichte Studie, in der 18 Hunde in den USA untersucht wurden, bei denen der Bartonella rochalimae-Erreger diagnostiziert werden konnte.

Wie weit verbreitet ist eine infektiöse Endokarditis beim Hund?

Eine infektiöse Endokarditis tritt relativ selten auf. Allerdings kann ein Bartonella-Erreger in über ein Drittel aller Krankheitsfälle die Ursache für eine infektiöse Endokarditis bei Hunden sein. Bislang sind Bartonella-Erkrankungen, auch beim Tier, noch wenig erforscht. Dabei würden andere Antibiotika verschrieben werden müssen, wenn vermutet, bzw. diagnostiziert wird, dass eine Bartonella-Art hinter der Erkrankung steckt.

Wie konnte der Bartonella rochalimae-Erreger nachgewiesen werden?

Die verschiedenen Gattungen der Bartonella werden meist durch Polymerase-Kettenreaktions(PCR)-Assays nachgewiesen. Die genaue Artbestimmung erfolgt dann durch eine DNA-Sequenzierung. Wissenschaftler konnten mittlerweile eine spezielle PCR-Plattform für Bartonella rochalimae-Erreger entwickeln, welche auf die Isolation von gltA und rpoB-Genen abzielen. Die PCR-Plattform kann für die epidemiologische Bewertung von Vektoren als auch von Reservoirs eingesetzt werden und ist auch geeignet dafür, eine B-rochalimae-Infektion beim Menschen nachzuweisen.

Beim Menschen konnte der Bartonella rochalimae-Erreger erstmals aus dem Blut einer 43-jährigen Amerikanerin isoliert werden, die für drei Wochen nach Peru reiste und hier von mehreren Insekten gestochen wurde. Zunächst wurde angenommen, dass die Beschwerden der Patientin durch Bartonella bacilliformis hervorgerufen werden. Diese Bartonella-Spezies ähnelt B. rochalimae nicht nur unter dem Mikroskop, sondern wird auch in einigen Regionen Perus durch Sandfliegen übertragen. 10 Prozent der an B. bacilliformis infizierten Personen bilden das sogenannte Oroya-Fieber aus.

Durch welche Symptome machte sich die Bartonella rochalimae-Infektion beim Menschen bemerkbar?

Im oben beschriebenen Fall der 43-jährigen Amerikanerin traten folgende Beschwerden auf:

  • eine lebensbedrohlichen Anämie (Erkrankung, bei der die Zahl der roten Blutkörperchen niedrig ist),
  • eine vergrößerte Milz,
  • hohem Fieber,
  • Schlaflosigkeit

 
Die Symptome ähnelten denen von Typhus Fieber und Malaria.

Wie wird eine Bartonella rochalimae-Infektion beim Menschen behandelt?

Da die Erkrankung der Patientin zunächst auf eine Bartonella bacilliformis-Infektion zurückgeführt, wurde sie, basierend auf dieser Diagnose, mit Antibiotika behandelt. Ihre Beschwerden klangen daraufhin schnell wieder ab. Allerdings konnte in weiteren Untersuchungen nachgewiesen werden, dass es sich um eine Bartonella rochalimae-Infektion handelte.

Wie wird der Bartonella rochalimae-Erreger übertragen?

Innerhalb der Studien konnte aufgezeigt werden, dass die Übertragung des Bartonella rochalimae-Erregers bei Flöhen, in 89,5 Prozent aller Krankheitsfälle, am weitesten verbreitet ist. Besonders in Haushalten in ländlichen Gebieten konnte zudem eine hohe Prävalenz zoonotischer Bartonella rochalimae nachgewiesen werden. Dies deutet darauf hin, dass auch Meerschweinchen eine potenzielle Rolle als Reservoir dieses Bakteriums spielen.

Warum ist die weitere Forschungsarbeit an Bartonella-Erregern so wichtig?

Insbesondere bei immunsupprimierten Menschen, können Bartonella-Infektionen bestimmte Krankheitsbilder verursachen. Um dessen Gefahren, aber auch Behandlungsmöglichkeiten abzuschätzen, ist es wichtig, die Bartonella-Gattungen weiter zu untersuchen. Dadurch kann auf der einen Seite die Bekämpfung dieser Erreger weiter vorangetrieben werden. Auf der anderen Seite kann ein fundiertes Verständnis der Wirt-Pathogen-Interaktion Rückschlüsse auf die grundlegenden Funktionen des menschlichen Immunsystems geben. Bei der Forschungsarbeit sollte auch in Betracht gezogen werden, dass ein Bartonella-Erreger je nach Immunstatus des Patienten sehr unterschiedliche klinische Bilder hervorrufen kann.