Was ist der Bartonella tamiae-Erreger?

Der Bartonella tamiae-Erreger zählt zu der Gattung der Bartonella. Hierbei handelt es sich um ein gramnegatives, stäbchenförmiges Bakterium, welches ähnlich wie ein Parasit innerhalb einer Wirtszelle lebt. Der Erreger konnte in Thailand aus dem Blut von Patienten isoliert werden. Der Bartonella tamiae-Erreger kann beim Menschen Krankheiten auslösen. Es wurde nach der verstorbenen Tamara (Tami) Fisk benannt, welche die Studien zur Erforschung der Fieberkrankheiten bei drei Patienten in Thailand betrieb. Innerhalb dieser Studien konnte der neuartige Bartonella tamiae-Erreger nachgewiesen werden.

Durch welche Eigenschaften zeichnet sich der Bartonella tamiae-Erreger in histologischer Hinsicht aus?

Der Bartonella tamiae-Erreger ist mit den Eubartonellae monophyletisch, d.h. sie stammen von einer Urform ab. Außerdem konnte festgestellt werden, dass B. apis und B- tamiae Schwesterkladen sind. Hierunter fasst man geschlossene Abstammungsgemeinschaften, welche in der Biologie alssytematische Einheit beschrieben wird.

Beide Bartonella-Arten (b. apis und B. tamiae) divergierten jedoch vor der Ausstrahlung der Eubartonellae. Dieser Umstand lässt darauf schließen, dass Bartonella tamiae eine andere Evolutionsgeschichte aufweist als die Eubartonellae. Beide besiedeln jedoch den Blutkreislauf von Säugetieren und können beim Menschen Krankheiten auslösen, wie der Bartonella tamiae-Erreger. Die Monophylie der beiden Bartonella-Arten deutet zudem darauf hin, dass sich die Pathogenität der Bartonella-Gattung zweimal entwickelt hat: einmal als Vorfahre der Eubartonellae und zum anderen Mal unabhängig von der Linie der B. tamiae-Erreger.

Welche Symptome löste der Bartonella tamiae-Erreger bei den drei thailändischen Patienten aus?

Die Patienten, bei denen später eine Bartonella tamiae-Infektion diagnostiziert wurde, klagten über die folgenden Symptome:

  • Müdigkeit und/oder allgemeine Abgeschlagenheit,
  • Schmerzen der Muskulatur (Myalgie), welche stechend, krampfartig oder ziehend auftreten können,
  • Kopfschmerzen,
  • einen knotig-fleckigen (makulopapulösen) Ausschlag, der über mehrere Wochen anhielt,
  • Fieber, das knapp eine Woche anhielt.

 
Zudem konnte bei allen Patienten eine leichte Anämie, d.h. eine Erkrankung hervorgerufen durch eine niedrige Anzahl der roten Blutkörperchen, beobachtet werden. Dies lässt auf eine Infektion der roten Blutkörperchen schließen. Kopfschmerzen, eine Myalgie, aber auch Anomalien der Leberfunktion sind hingegen Beschwerden, die oftmals im Zusammenhang einer Bartonella-Infektion festgestellt werden und nicht nur speziell dem Bartonella tamiae-Erreger zuzuschreiben sind.

Wie wurde der Bartonella tamiae-Erreger diagnostiziert?

Der Bartonella tamiae-Erreger konnte aus Blutproben der Provinz Khon Kaen in Thailand isoliert werden. Dabei wurden Blutgerinnsel-Proben einem Screening unterzogen, um die Ätiologie von fieberhaften Erkrankungen zu bestimmen, an denen die thailändischen Patienten erkrankt waren. Dazu wurden die Blutgerinnsel mit Vero E6-Zellen bei 35 ° C mit fünf Prozent Kohlendioxid für sieben Tage ko-kultiviert. Anschließend wurde es mit Kaninchenblut angereichertem Agar nach weiteren sieben Tagen Inkubationszeit bei 35 ° C mit fünf Prozent Kohlendioxid auf Kaninchenblut-Agar ausplattiert. Durch Gram-Färbung und unter Verwendung eines Standard-Lichtmikroskops konnten die kultivierten Bakterien bei einer Vergrößerung von 1.000-fach sichtbar gemacht werden. In Thailand war dies die erste Bartonella-Infektion, die beim Menschen nachgewiesen werden konnte.

Wie wird eine Bartonella tamiae-Infektion behandelt?

Die Behandlung einer Bartonella tamiae-Infektion unterscheidet sich nicht wesentlich von der Therapie anderer Bartonella-Infektionen. Wie bei anderen Bartonella-Infektionen auch, können selbst akute Erkrankungen bei gesunden Menschen, welche über ein intaktes Immunsystem verfügen, von selbst wieder abklingen. Dies erfordert in der Regel ein wenig Zeit, allerdings ist nicht immer zwingend eine antibiotische Behandlung notwendig. Beispielsweise ist dies bei einer unkomplizierten Bartonella henselae-Infektion der Fall. Momentan liegen noch keine medizinischen Studien vor, welche belegen, dass durch eine Antibiotika-Behandlung die Krankheitsdauer verkürzt werden könnte. Die Einnahme von Antibiotika kann allerdings die Beschwerden des Patienten lindern.

Bei komplizierten Bartonella-Infektionen, bei der vor allem das zentrale Nervensystem involviert ist, ist es ratsam, Antibiotika zu verschreiben. Das Antibiotikum sollte über einen Behandlungszeitraum von mindestens vier bis sechs Wochen eingenommen werden. Handelt es sich um einen Patienten mit einem geschwächten Immunsystem, können zudem schmerzstillende und/oder entzündungshemmende Arzneimittel, sogenannte Analgetika, Abhilfe schaffen. Auf Kortison, d.h. sogenannte Steroide, sollte allerdings aufgrund der Gefahr einer Fistelbildung verzichtet werden. Auch die Anwendung von lokaler Wärme kann die Schmerzen, vor allem bei einer Myalgie, welche durch eine Bartonella tamiae-Infektion hervorgerufen werden kann, vorübergehend lindern. Zudem haben sich auch nicht-steroidale Antirheumatika bewährt gemacht, um die Beschwerden einer Myalgie zu reduzieren. Zu diesen nicht steroidalen Antirheumatika gehören beispielsweise die folgenden Arzneimittel:

  • Aspirin,
  • Diclofenac,
  • Ibuprofen,
  • Paracetamol

 
Alternativ hierzu kann auch eine ausreichende Magnesiumzufuhr bei Muskelkrämpfen Abhilfe schaffen. Das Spurenelement Magnesium beugt Muskelkrämpfen vor. Gute Magnesiumlieferanten bei der Nahrungsaufnahme sind:

  • Vollkornprodukte,
  • Sojabohnen,
  • Kartoffeln,
  • Bananen,
  • Beerenobst,
  • Orangen,
  • Geflügel,
  • Fisch.

Wie wurde der Bartonella tamiae-Erreger übertragen?

Alle thailändischen Patienten gaben an, Ratten in ihren Häusern gefangen und/oder getötet zu haben. Einige Patienten berichteten zudem, dass sie etwa zwei Wochen vor ihrer Erkrankung Kontakt zu Ratten hatten. Es liegen allerdings noch ungenaue Forschungsergebnisse vor, um das tierische Reservoir und die möglichen Vektoren einer B. tamiae-Infektion zu bestimmen. Einige Untersuchungen von Nagetieren, die in Nordthailand durchgeführt wurden, haben jedoch bereits ergeben, dass die Bartonella-Kultur in neun Prozent ein positives Ergebnis der getesteten Nagetiere anzeigte. Zudem konnte der Erreger auch bei Katzen und Flöhen in Thailand festgestellt werden.