Was ist ein Neurinom?

Ein Neurinom zählt zu einem gutartigen, langsam wachsenden Tumor des peripheren Nervensystems. Zum peripheren Nervensystem gehören die Spinalnerven sowie die Hirnnerven, welche von den Schwann-Zellen ausgehen und die Nervenzellen umhüllen. Ein Neurinom macht etwa 29 Prozent aller Tumore des Rückenmarks und 8 Prozent aller Tumore im Schädelinneren aus. Dabei gehen die meisten Neurinome vom 8. Hirnnerv aus und werden als Akustikusneuronim bezeichnet. Charakteristisch für ein Akustikusneuronim ist dabei eine beidseitige Hörminderung. Doch auch ein Schwindelgefühl, Ohrgeräusche (Tinnitus) und die Lähmung von Gesichtsnerven können sich einstellen. Überdurchschnittlich häufig bildet sich ein Neurinom zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr aus, kommen jedoch eher selten vor. Ein Neurinom wird, sofern möglich, operativ entfernt oder mittels einer Strahlentherapie behandelt.

Wie entsteht ein Neurinom?

Ein Neurinom bildet sich aus Schwann-Zellen aus, weswegen der Tumor auch Schwannom genannt wird. Hierbei handelt es sich um sogenannte Gliazellen, welche eine wichtige versorgende und stützende Funktion innerhalb des Nervensystems einnehmen. In vielen Krankheitsfällen bildet sich ein Neurinom jedoch auch im Rahmen einer Neurofibromatose des ersten oder zweiten Typs aus. Als Neurofibromatose wird hierbei eine Gruppe genetischer Erkrankungen bezeichnet, bei der sich unter der Haut oder an anderen Körperstellen Wucherungen von verändertem Nervengewebe, sogenannte Neurofibrome, ausbilden.

An welchen Körperstellen treten Neurinome verstärkt auf?

Generell entstehen Neurinome überall dort, wo Nerven des peripheren Nervensystems vorkommen. Besonders bevorzugt treten sie allerdings im Kopf-Hals-Bereich, aber auch an den Streckseiten der Extremitäten, d.h. den Armen und Beinen, auf. Des Weiteren ist es möglich, dass sie von den Spinal- oder Hirnnerven ausgehen. Sofern hierbei der 8. Hirnnerv, der Hörnerv (Nervus acusticus), betroffen ist, handelt es sich um ein Akustikusneurinom, bei dem der Kleinhirnbrückenwinkel involviert ist. Meist beeinträchtigen Neurinome sensible Nerven öfters als die motorischen oder autonomen Nerven. Davon betroffen sind oftmals die sensiblen Nervenwurzeln im Rückenmark, die sogenannten spinalen Neurinome.

Generell kann man folgende Verteilung der Neurinome festhalten:

  • 70 Prozent aller Neurinome entstehen innerhalb der Hirnhäute.
  • 20 Prozent aller Neurinome entstehen außerhalb der Hirnhäute.
  • 10 Prozent aller Neurinome entstehen außerhalb des Spinalkanals in den peripheren Nerven des Rückenmarks.

Durch welche Symptome äußert sich ein Neurinom?

Ein Neurinom wächst eher langsam über die Jahre, weswegen die Krankheit erst recht spät Beschwerden verursacht. Bedingt durch das Tumorwachstum kann gesundes Gewebe verdrängt werden und es zu Lähmungserscheinungen kommen und/oder Schmerzen im betreffenden Nerv auftreten. Dabei treten die Beschwerden nicht immer an der gleichen Stelle auf, sondern richten sich nach der Ausdehnung des Neurinoms.

Ein Neurinom, das in der Lendenwirbelsäule lokalisiert ist, kann durch die Komprimierung der Nerven in der Nähe des Rückenmarks chronische Rückenschmerzen hervorrufen. Diese können sogar so intensiv werden, dass sie bis in die Beine ausstrahlen. Befindet sich das Neurinom hingegen in der Halswirbelsäule, können die Schmerzen bis in die Arme ausstrahlen. Tumore der Brustwirbelsäule strahlen hingegen in den Brustkorb aus. Ein Neurinom, das im Spinalkanal lokalisiert ist, kann zu einer Querschnittslähmung führen.

Wie wird ein Neurinom behandelt?

Die erste Behandlungswahl wird immer die chirurgische Entfernung des Neurinoms sein. Innerhalb des operativen Eingriffs wird die Nervenfaser, die vom Neurinom ausgeht, durchtrennt, wenn möglich ohne dabei die Nervenfunktion zu beeinträchtigen. Alternativ zu einer Operation kann auch eine Strahlentherapie zur Anwendung kommen. Hierbei werden in ambulanten Sitzungen der erkrankte Nerv durch die Radiochirurgie lokal bestrahlt.

Wie gestaltet sich die Nachsorge im Anschluss an die Behandlung eines Neurinoms?

Das Neurinom sollte im Anschluss an die Behandlung engmaschig kontrolliert werden. Die Kontrolle erfolgt in der Regel durch einen Radiologen. In einigen Fällen kann der Patient unmittelbar nach der Behandlung Schmerzen verspüren. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Tumor in seinem Wachstum das Nachbargewebe geschädigt hat. Die Beschwerden äußern sich meist in Form von Empfindungs- oder Sprachstörungen und einem Schwindelgefühl. Durch die Nachbehandlung mit Ergo- und Physiotherapeuten sowie Logopäden ist es möglich, für den Patienten eine hohe Lebensqualität zu erreichen. Um die Tumorerkrankung psychisch zu verarbeiten, kann der Besuch in einer Selbsthilfegruppe sinnvoll sein.

Welche Ärzte sind für die Behandlung eines Neurinoms zuständig?

Neurinome werden zunächst von dem Arzt behandelt, der die Tumorkrankheit diagnostiziert hat. Handelt es sich bei dem Neurinom um ein Akustikusneurinom wird oftmals der Hals-Nasen-Ohren-Arzt hinzugezogen. Die operative Entfernung des Neurinoms wird je nach der Lokalisation des Tumors von einem Neurochirurgen oder einem Facharzt durchgeführt, der auf seinem Gebiet der Experte für das betroffene Körperteil ist. Sofern eine Strahlentherapie durchgeführt wird, kann ein Strahlentherapeut zurate gezogen werden.

Generell ist es empfehlenswert, die Behandlung des Neurinoms in einem erfahrenen Therapiezentrum oder einem Universitätsklinikum durchführen zu lassen, da es sich um eine seltene Tumorerkrankung handelt. Die behandelnden Ärzte sollten daher eine gewisse Expertise in der Behandlung mitbringen und nach Möglichkeit bereits andere Patienten mit der gleichen Erkrankung behandelt haben.

Wie ist die Prognose bei einem Neurinom?

Sofern das Neurinom chirurgisch vollständig entfernt werden konnte, bildet sich die Erkrankung nur in sehr seltenen Fällen wieder aus (Rezidiv). In weniger als einem Prozent aller Krankheitsfälle kann sich das Neurinom zu einem bösartigen (malignen) peripheren Nervenscheidentumors (MPNST) entwickeln. Außerdem ist es eher unüblich, dass das Neurinom Metastasen entwickelt. Die Heilungsaussichten eines Neurinoms hängen immer von der Tumorgröße und seiner Lokalisation ab. Wird das Neurinom früh diagnostiziert und behandelt, stehen die Prognosen recht gut.