Was sind Polyomaviren?

Bei Polyomaviren handelt es sich um Polyomaviridae, die eine Gruppe von Virushüllen lose DNA-Viren bestehen. Sie besitzen ein Erbmaterial aus einem Kapsid aus mehr als 70 Kapsomeren. Zur Gattung der Viren gehören beispielsweise das humane Polyomavirus sowie das BK- und JC-Virus. Vor allem das BK-Virus hat sich im Laufe der Zeit sehr stark an den Menschen als Wirt angepasst.

Die Polyomaviren spielen hauptsächlich bei Wirbeltieren eine große Rolle. Sie befallen Organismen und verursachen unterschiedliche persistierende Infektionen.

Als erstes Polyomavirus wurde das Murine Polyomavirus dokumentiert. Dieses Virus ruft verschiedene Arten von Tumoren bei neugeborenen Mäusen hervor. Vor allem das Murine Polyomavirus zählt zu den Polyomaviridae, die unterschiedliche Unterspezies umfasst. Zu diesen Spezies zählen das:

  • Meerkatzen-Polyomavirus,
  • Pavian-Polyomavirus 2,
  • Humane Polyomavirus,
  • Bovine Polyomavirus.


Zudem wurden das Schimpansen-Polyomavirus und das Merkelzell-Polyomavirus als zusätzliche Arten der Polyomaviridae klassifiziert.

Welche besonderen Eigenschaften weisen die Polyomaviren auf?

Eine der wichtigsten Eigenschaften ist die Umweltstabilität der Kapside. Aufgrund derer lassen sich Polyomaviren nicht mithilfe von Detergenzien oder Diethylether inaktivieren. Darum ist das Händewaschen mit Seife auch keine wirksame und vorbeugende Maßnahme gegen diese Viren. Selbst Temperatur von bis zu 50 Grad können den Polyomaviren nichts anhaben. Sie gelten als äußerst hitzebeständig. Allein die Kombination von Magnesiumchlorid mit Hitze macht das Kapsid der Viren instabil.

Wo kommen die Polyomaviren vor?

Alle Polyomaviren, die bereits erforscht wurden, sind auf der ganzen Welt verbreitet und zeigen eine Durchseuchung, die mit dem Alter zunimmt. Bei erwachsenen Personen kann von einer Seroprävalenz von 30 bis 90 % ausgegangen werden. Das bedeutet, dass die Erstinfektion mit Polyomaviren bereits im Kindesalter erfolgte. Wobei sich dann in den meisten Fällen asymptomatische Verläufe zeigen. Dies erklärt auch, warum bis heute nicht zu 100 % geklärt ist, wie die Viren übertragen werden. Kommt es zu Erkrankungen, die von Polyomaviren ausgelöst werden, sind diese in den meisten Fällen bei Menschen mit Immunsuppressionen der Fall. Das bedeutet, dass Personen mit HIV, Organtransplantaten oder auch Leukämiepatienten am stärksten gefährdet sind

Wie werden Polyomaviren übertragen?

Polyomaviren werden durch Schmierinfektion, mit Urin, kontaminiertes Wasser oder durch Tröpfcheninfektion weitergegeben. Es hält sich im Zentralen Nervensystem und in der Niere. Eine Übertragung kann allerdings nur dann stattfinden, wenn das Virus ausgeschieden wird, das heißt, wenn das Immunsystem geschwächt ist.

Welche Krankheiten werden durch Polyomaviren ausgelöst?

Polyomaviren lösen verschiedene Krankheiten aus. So zum Beispiel auch die französische Mauser. Menschen, die immunsupprimiert sind, haben das Risiko, dass eine Infektion mit dem Polyomavirus ein Transplantat -Verlust begünstigt.

Durch welche Symptome machen sich die Polyomaviren bemerkbar?

Das BK-Virus stellt bei Kindern häufig einen Zusammenhang zwischen Fieber, Atemwegsinfektionen und Zystitis dar. Haben Patienten eine Transplantation des Knochenmarks erhalten, trifft in häufigen Fällen eine hämorrhagische Zystitis auf. Bei Menschen mit Nierentransplantaten können die Polyomaviren eine Ureterstenose verursachen.

Unter Umständen können AIDS-Patienten aufgrund einer Infektion mit Polyomaviren an einer Meningoenzephalitis erkranken. Die JC-Viren und BK-Viren halten sich im Nierengewebe.

Wie werden Polyomaviren diagnostiziert?

Als absoluter Goldstandard gilt der PCR-Test. In der Regel sind die PCR im Blut bei gesunden Menschen negativ. Im Urin lassen sich häufig geringe Anzahlen von Genome nachweisen. Ein positivster Nachweis im Urin ist nicht aussagekräftig genug, um eine gesicherte Diagnose stellen zu können. Allein der positive PCR-Test ist aussagekräftig genug, um eine gesicherte Diagnose stellen zu können.

Wie werden Polyomaviren behandelt?

Gegen Polyomaviren gibt es derzeit noch keine kausale Therapie, das bedeutet, dass die Behandlung rein symptomatisch gehalten wird:

  • Bei hohem Fieber und Schmerzen kann Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden.
  • Wadenwickel können ebenfalls die Temperatur senken.
  • Ausreichend Flüssigkeitszufuhr ist essenziell, um eine Dehydration zu verhindern.
  • Schonung und Bettruhe ist ratsam.


Zusätzlich kann die Therapie durch Cidofovir ergänzt werden. Ciprofloxacon wird häufig als viraler Replikationshemmer gegeben.

Wie stehen die Prognosen bei Polyomaviren?

Eine Infektion mit den Viren nimmt nur selten einen schweren oder gar tödlichen Krankheitsverlauf. Die Viren haben sich an den menschlichen Wirt angepasst und möchten aufgrund eigener Nachteile ihn in keiner Weise schädigen. Doch auch der Mensch selbst hat sich im Verlauf mehrerer Generationen an das Virus gut angepasst. Die aktuelle Rate der Durchseuchung mit dem BK-Virus wird auf ca. 90 % geschätzt.

Für immunsupprimierte Personen kann das JC-Virus hingegen schwerwiegende Folgen haben. Kommt es zu einer progressiven multifokalen Leukoenzephalopathie nimmt dieser Krankheitsverlauf sehr oft einen tödlichen Verlauf. Mit dem Simian Virus-40 werden sehr viele verschiedene Tumorerkrankungen in Verbindung gebracht. Die Durchseuchung der Bevölkerung mit den JC-Viren ist deutlich geringer als die der BK-Viren. Das liegt daran, dass die Anpassung des Virus an den Mensch dieser Spezies von Polyomavirus viel weniger weit fortgeschritten ist.

Wie kann man den Polyomaviren vorbeugen?

Eine Impfung gegen Polyomaviren gibt es bislang nicht. Essenzielle Maßnahmen, die man ergreifen sollte, um sich vor Polyomaviren zu schützen, ist die Händedesinfektion. Zudem sollte man keinen zu engen Kontakt zu infizierten Personen haben.

Gibt es eine Meldepflicht für Polyomaviren?

Laut dem Infektionsschutzgesetz ist bereits der Verdacht auf eine Infektion mit den Polyomaviren sowie die Erkrankung selbst und der Tod meldepflichtig. Diese Meldungen sind essenziell, um frühzeitige Maßnahmen gegen eine Ausbreitung der Viren ergreifen zu können.