Was ist ein Urothelpapillom?

Als Urothelpapillome werden zumeist gutartige (benigne) Wucherungen der Schleimhäute des mehrschichtigen Deckgewebes der ableitenden Harnwege (Urothel) bezeichnet. Sie treten meist an der Harnblasenrückwand oder an der Harnblasenseitenwand auf. Eher seltener können sie sich auch am Harnblasendach, im Nierenbecken und/oder in den Ureteren ausbilden. Ein Urothelpapillom kann zu einem bösartigen (malignen) Tumor werden. Überdurchschnittlich häufig tritt ein Urothelpappilom zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf, wobei Männer häufiger von der Krankheit betroffen sind als Frauen.

Wodurch bildet sich ein Urothelpapillom aus?

Ein Urothelpapillom kann sich diverse exogene Noxen ausbilden. Hierunter fallen beispielsweise Teerprodukte, aber auch Phenacetinabusus, Benzidin sowie das kanzerogne Abbauprodukt ß-Napthalin, welches auch Anilins genannt wird. Des Weiteren stehen auch chronische Entzündungen, wie die der Dickdarmschleimhaut (Divertikulitis), das Vorkommen von Harnsteinen in den Harnwegen (Urolithiasis) oder die Tropenerkrankung Bilharziose im Verdacht bei der Ausbildung eines Urothelpapilloms eine Rolle zu spielen.

Wie entsteht ein Urothelpapillom?

Ein Urothelpapillom bildet sich aus Deckzellen aus. Diese bestehen wiederum aus einem Stratum polygonale sowie einem Stratum basale. Letzteres befindet sich an der Basalmembran, die aus Lamina propria und einem lockerem Bindegewebe besteht. Bei einem Urothelpapillom handelt es sich daher um eine vom Urothel ausgehende Hyperplasie (Gewebevergrößerung). Treten mehrere Urothelpapillome auf, sprechen Mediziner von einer Papillomatose. Papillome, die mehr als sieben Zellreihen aufweisen oder in denen Kernatypien (sogenannte Zellkerne mit außergewöhnlicher Form, Struktur oder Größe) zu finden sind, zählen zu den papillomatösen Urothelkarzinomen. Diese kommen in nur etwa zwei Prozent aller Tumorarten der ableitenden Harnwege vor. Ähnlich wie ein Urothelpapillom äußerte sich auch ein Urothelkarzinom durch eine schmerzlose Hämaturie, das heißt die Verfärbung des Urins bedingt durch das Vorkommen von Erythrozyten.

Das Urothelpapillom kann entweder exophytisch oder endophytisch wachsen. Ein exophytisches Wachstum bedeutet dabei, dass die Wucherung über eine Oberfläche hinauswachsen und dadurch beispielsweise zu einem Tumorwachstum führen kann. Wächst das Urothelpapillom hingegen endophytisch, bedeutet dies, dass es nach innen wächst. Generell unterscheidet sich das Urothelpapillom nicht vom umliegenden Urothel.

In welche Formen wird ein Urothelpapillom unterteilt?

In der Regel werden alle Formen von Harnblasentumoren in ein solides und papilläres Wachstum aufgeteilt. Dabei gehen in knapp 95 Prozent aller Krankheitsfälle alle Tumore vom Urothel aus. Die restlichen 5 Prozent der Harnblasentumore gehen von Plattenepithel- und Adenokarzinomen aus. Wie bei anderen Krebsarten auch erfolgt die Einteilung in ein Tumorstadium gemäß der TNM-Klassifikation. Hiernach trägt das invertierte Papillom die Bezeichnung „Ta“ und beschreibt nichtinvasive papilläre Tumore, welche in diesem Stadium lediglich das Urothel infiltrieren. Höhergradige Stadien durchdringen hingegen auch die Bindegewebsschicht in Hohlorganen (Lamina propria), die Muskularis und/oder das Fettgewebe.

Durch welche Symptome äußert sich ein Urothelpapillom?

Bei einem Urothelpapillom tritt eine schmerzlose Hämaturie auf. Hierunter versteht man das Vorkommen von Erythrozyten im Urin. Der Urin kann sich dabei rot, blutig oder aber auch farbig verfärben. Ärzte sprechen dann von einer Makrohämaturie mit Oxidation des Blutes in der Blase. Sollte keine sichtbare Verfärbung des Urins feststellbar sein, sprechen Mediziner von einer mikroskopischen Hämaturie.

Sollte die Wucherung bereits die Harnröhre verengen, kann eine erhöhte Restharnmenge in der Blase bleiben. Dies kann wiederum vermehrten Harndrang, aber auch eine erhöhte Infektanfälligkeit zur Folge haben. Eine Verengung der Harnröhre kann des Weiteren zu den folgenden Beschwerden führen:

  • Schmerzen beim Wasserlassen,
  • abgeschwächter Harnstrahl, bzw. ein Harnträufeln,
  • Beschwerden nach dem Geschlechtsverkehr.

Mit Fortschreiten der Krankheit kann der Betroffene ungewollt Gewicht verlieren und über nächtlichen Schweiß klagen.

Wie wird ein Urothelpapillom diagnostiziert?

In der Regel wird bei Verdacht auf eine bestehende Hämaturie ein Urinteststreifen genutzt. Sollte sich dadurch die Hämaturie bestätigen, wird eine Harnröhrenspiegelung (Urethroskopie) durchgeführt. Hierbei wird unter lokaler Betäubung eine Gewebeprobe über die Harnröhre entnommen (Biopsie). Sollte sich im Anschluss an die Biopsie der Verdacht auf ein Urothelpapillom erhärten, werden weitere bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie), eine Computer- (CT) und/oder Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt. Durch diese Bildverfahren lässt sich feststellen, inwieweit sich das Uroethelpapillom bereits in das umliegende Gewebe und die Lymphknoten ausgebreitet hat.

Wie lässt sich einem Urothelpapillom vorbeugen?

Der Entstehung eines Urothelpapilloms kann durch viel Flüssigkeitsaufnahme und Vitamin A vorgebeugt werden. Derzeit gibt es noch keinen Diagnosetest, der durch eine Urinanalyse die Krankheit mit Sicherheit nachweisen kann. Die Verwendung eines kommerziell erhältlichen Urintests ist daher als Vorsorgeuntersuchung nicht ratsam. Besteht der Verdacht auf ein Urothelpapiullom oder verspürt man entsprechende Symptome so sollten diese durch einen Facharzt abgeklärt werden.

Wie wird ein Urothelpapillom behandelt?

In den meisten Krankheitsfällen wird die operative Entfernung des Urothelpapilloms angestrebt. Alternativ hierzu kann auch eine Strahlentherapie durchgeführt werden. In einigen Fällen kann es auch sinnvoll sein, die Wucherung mittels einer Strahlen- oder Chemotherapie vor dem chirurgischen Eingriff zu verkleinern (neoadjuvante Therapie). Zur chirurgischen Entfernung des Urothelpapilloms muss unter Umständen die Harnröhre teilweise oder komplett entfernt werden. Handelt es sich um eine größere, bzw. ausgedehnte Wucherung kann unter Umständen auch die komplette Harnblase entfernt werden.

Wie gestaltet sich die Nachbehandlung eines Urothelpapilloms?

Nach der Therapie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen unerlässlich. Hierdurch sollen mögliche Rückfälle (Rezidive) möglichst früh erkannt werden. Bei der Kontrolluntersuchung wird das Blut des Patienten untersucht, aber auch eine Ultraschalluntersuchung und gegebenenfalls eine CT oder MRT durchgeführt.

Die Prognosen bei einem Urothelpapillom hängen von der Lokalisation, aber auch der Ausbreitung und/oder Eindringtiefe der Wucherung ab.