Was ist ein Hämangiom?

Unter einem Hämangiom versteht man einen gutartigen (benigne) Tumor der Blutgefäße, welcher umgangssprachlich auch als Blutschwamm oder Erdbeerfleck bezeichnet wird. Hämangiome sind Neoplasien, d. h. Neubildung von Körpergewebe, welche durch fehlerhaftes Zellwachstum entstehen und noch sehr klein sind, sollten sie angeboren sein. In einigen Fällen können Hämangiome gerade in den ersten Lebensjahren an Größe zunehmen, dann ihr Wachstum einstellen und sich schließlich von alleine wieder zurückbilden.

Hämangiome gehören zu den häufigsten Tumorarten, welche im Kindesalter auftreten und in den meisten Fällen angeboren sind. Zwischen 3 und 5 Prozent aller Säuglinge sind von einem Hämangiom betroffen, wobei Frühgeborene bis zu 10-mal häufiger ein Hämangiom ausbilden. Mädchen leiden im Gegensatz zu Jungen etwa zwei- bis dreimal häufiger unter einem Hämangiom. Viele Hämangiome bilden sich von alleine wieder zurück und entarten meist nicht.

Wie entstehen Hämangiome?

Ein Hämangiom entsteht durch die Neubildung von wuchernden Blutgefäßen, d.h. von Blutgefäßen, welche einen Tumorcharakter haben. Welche genauen Ursachen diesen Tumorcharakter hervorbringen, ist den Medizinern bislang noch unbekannt. Allerdings gehen sie von genetischen Faktoren und einer hormonellen Steuerung aus.

An welchen Körperstellen treten Hämangiome hauptsächlich auf?

Prinzipiell können Hämangiome am ganzen Körper auftreten, aber auch innere Organe befallen. Insbesondere in der Leber werden zirka ein Drittel aller Hämangiome lokalisiert. In etwa 60 Prozent aller Krankheitsfälle treten Hämangiome besonders oft im Kopf- und Halsbereich auf, weswegen sie auch Kopfblutgeschwülste genannt werden. Sollten gleich ganze Hautflächen oder Extremitäten von einem Hämangiom betroffen sein, sprechen Mediziner von einer Angiomatose.

Welche Hämangiome werden unterschieden?

Mediziner unterscheiden zwischen den folgenden Hämangiomen:

  • Büschel-Angiom (tufted angioma): ist ein Gefäßtumor, welches entweder angeboren ist oder sich vor dem 5. Lebensjahr ausbildet.
  • Epitheloidzelliges Hämangiom: ist ein Gefäßtumor der Haut.
  • Glomeruloides Hämangiom: zählt ebenfalls zu einem Gefäßtumor, der die Haut befällt.
  • Infantiles Hämangiom: zählt zu den häufigsten gutartigen Gefäßtumoren, welche im Kindesalter auftreten und entweder angeboren sind oder in den ersten Lebenswochen in Erscheinung treten.
  • Kongenitales Hämangiom: Gefäßtumor, welcher wiederum in ein sich rasch zurückbildendes kongenitales Hämangiom (RICH) und ein sich nicht zurückbildendes kongenitales Hämangiom(NICH) unterschieden wird.
  • Mikrovenuläres Hämangiom: tritt vor allem an den Extremitäten junger Erwachsener auf und zeichnet sich durch seine kleinen, rotbräunlichen Plaques aus.
  • Papilläres Hämangiom: ist ein Gefäßtumor der Haut.
  • Spindelzell-Hämangiom (SCH): ist ein gutartiger Gefäßtumor der Dermis, welcher eher selten auftritt.
  • Targetoid hämosiderotisches Hämangiom (hobnail hemangioma): ist ein eher seltenes Hämangiom, welches in jedem Lebensjahr auftreten kann.

Woran erkennt man ein Hämangiom?

Ein Hämangiom kann durch ein gerötetes Knötchen an der Hautoberfläche sichtbar werden. Sollte das Hämangiom in tiefere Hautschichten vordringen, kann es sich als hellroter, bzw. blauroter flacher Knoten äußern. Insbesondere ein infantiles Hämangiom verläuft in den folgenden drei Wachstumsphasen:

  • 1. Wachstumsphase: Einige infantile Hämangiome sind bei der Geburt noch nicht sichtbar und treten erst nach etwa vier Wochen als weißer, roter oder blau-weißer Fleck in Erscheinung, in dessen Mitte ein erweitertes Blutgefäß sichtbar wird. Das infantile Hämangiom kann in den folgenden drei bis vier Monate sehr schnell wachsen und in den folgenden sechs Monaten sein Wachstum etwas einstellen, jedoch im Vergleich zum Körperwachstum immer noch überproportional über dem Durchschnitt des regulären Wachstums liegen.
  • 2. Stillstandsphase: In jener Wachstumsphase kann das infantiles Hämangiom für einige Monate oder sogar Jahre in seinem Wachstum und seiner Größe unverändert bleiben.
  • 3. Rückbildungs-, bzw. Regressionsphase: In der Rückbildungsphase kann das infantile Hämangiom zunächst seine Farbe von einem intensiven Rot zu einem grau-rot, bzw. grau-hautfarbenem Ton ändern. Das Hämangiom ändert neben seiner Farbe auch seine Form und wird weicher und flacher. Je nachdem, ob es sich um ein oberflächliches Hämangiom handelt oder um eines, welches in tiefere Hautschichten vordringt, kann die Rückbildungsphase unterschiedlich lang andauern. In der Regel bilden sich bis zum fünften Geburtstag knapp 50 Prozent aller infantilen Hämangiome spontan zurück. 70 Prozent aller infantilen Hämangiome sind hingegen bis zum siebten Geburtstag und 90 Prozent bis zum neunten Geburtstag verschwunden.

Wie wird ein Hämangiom diagnostiziert?

Tritt ein Hämangiom äußerlich auf der Haut auf, kann es von einem Facharzt meist leicht diagnostiziert werden. Dennoch ist es für die Behandlung wichtig, festzustellen, um welche Art von Hämangiom es sich handelt. Hierbei können bereits die folgenden drei Aspekte aufschlussreich sein:

  • 1. Ist das Hämangiom von Geburt an vorhanden? - Sofern dies zutreffend ist, spricht viel für eine Gefäßmalformation oder ein kongenitales Hämangiom.
  • 2. Hat sich das Hämangiom vom 6. bis zum 9. Monat nach der Geburt in seiner Größe ausgedehnt? - Sofern dies zutreffend ist, könnte alles auf ein infantiles Hämangiom hindeuten.
  • 3. Hat sich das Hämangiom im Laufe der Zeit verkleinert? - Sofern dies zutreffend ist, spricht viel für ein infantiles Hämangiom.

Wie wird ein Hämangiom behandelt?

Handelt es sich um ein einfaches infantiles Hämangiom, muss dieses in der Regel gar nicht behandelt werden, da es im Laufe der Zeit von alleine wieder verschwindet. Allerdings ist es dennoch ratsam, auch ein unkompliziertes infantiles Hämangiom regelmäßig kontrollieren zu lassen, um bei Bedarf eine geeignete Therapie einzuleiten.

Handelt es sich hingegen um ein Hämangiom, welches im Gesicht oder im Anogenitalbereich aufgetreten ist, muss das Hämangiom notwendig behandelt werden. In den meisten Fällen wird das Hämangiom dabei mit Propranolol über eine Dauer zwischen 6 und 12 Monaten therapiert. Bei kleineren und flachen infantilen Hämangiomen kann auch eine Lasertherapie mittels Farbstofflasern oder Blitzlampen zum Einsatz kommen. In eher seltenen Fällen wird das Hämangiom operativ entfernt. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn es sich direkt auf der Nasenspitze befindet.

Welche Komplikationen können bei einem Hämangiom auftreten?

Kleine Hämangiome, welche eher langsam wachsen und vor allem im Rumpfbereich oder an den Extremitäten auftreten, sind eher unkompliziert. Schnell wachsende Hämangiome, welche insbesondere an den Hautflächen in Erscheinung treten und welche im ständigen Kontakt zur gesunden Haut sind, wie zum Beispiel im Achselbereich, können Komplikationen in Form von offenen Wunden, Schmerzen oder Blutungen entwickeln. Besonders große Hämangiome, welche an den Extremitäten auftreten, stehen bei Kindern außerdem im Verdacht, das Wachstum der betroffenen Region zu beeinflussen.

Überdurchschnittlich große Hämangiome, welche im Gesichts- und Halsbereich in Erscheinung getreten sind, führen vor allem zu ästhetischen und funktionellen Einschränkungen. Ein Hämangiom des Augenlids kann zum Beispiel die Augenöffnung behindern und in Extremfällen sogar zu einer bleibenden Schwachsichtigkeit (Amblyopie) führen. Bei einem Hämangiom im Bereich des Mundes kann es zu Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, einer dauerhaften Deformation der Lippen oder sogar eine Kiefer- und Zahnstellungsanomalie kommen. Ein Hämangiom an der Nase kann entweder zu einer Nasendeformität oder Beschwerden bei der Nasenatmung führen. Stark durchblutete Hämangiome an den Ohren führen in vielen Fällen zu einer Knorpeldeformierung oder einem übermäßigen Ohrwachstum.