Was ist das Simian-Virus-40?

Beim Simian-Virus-40, übersetzt auch Affenvirus 40, handelt es sich um ein Virus aus der Gruppe der Polymaviridae. Hauptsächlich bekannt ist das Virus unter der Abkürzung SV-40.

Das Simian-Virus-40 wurde 1960 in den Zellkulturen von Nierenzellen von Rhesusaffen entdeckt, welche zur Herstellung des Impfstoffes Polio verwendet wurden. Zwischen 1955 und 1963 wurden wohl mehrere Millionen Menschen mit dem injizierbaren und oralen Impfstoff geimpft und dadurch mit dem Simian-Virus-40 infiziert. Das Simian-Virus-40 kommt sowohl bei Primaten als auch bei Menschen vor. Die natürlichen Wirte des SV 40 sind vor allem Rhesusaffen und die asiatischen Makaken.

Wie ist das Simian-Virus-40 aufgebaut?

Das Simian-Virus-40 ist ein kleines, etwa 5,2 kb, großes DNA-Tumorvirus mit einem isosaedrischen Kapsid und einem doppelsträngigen DNA-Genom. Die nächsten Verwandten sind die zwei menschlichen Polyomaviren, das JC Virus und das BK Virus. Diese Viren sind in den großen T-Antigenen der Affenviren in ca. 75 % ihrer Aminosäuren identisch. Auf der Nukleotidsequenz-Ebenen wiesen die Polyomaviren eine Homologie von ca. 70 % auf. Die geringste Ähnlichkeit liegt in der Sequenz der regulatorischen Region.

Wie ist die medizinische Bedeutung der Simian-Virus-40?

Wie auch andere Polyomaviren kann das Simian-Virus-40 unter bestimmten Voraussetzungen Tumore hervorrufen. In den meisten Fällen allerdings bleibt eine Infektion völlig symptomlos. Im Mensch selbst konnten bisher keine direkte Verbindung von einer SV40-Infektion und der Entstehung eines Tumors nachgewiesen werden. Allerdings spielen Onkogene des Simian-Virus-40 beim Entstehen von Krebszellen aus humanen Zellen in einer Zellkultur eine große Rolle. Jedoch ließ sich eine Verbindung von humanen Tumoren und dem Simian-Virus 40 als Ursache nicht zweifelsfrei herstellen. Ein eindeutiger Nachweis von SV-40 in unterschiedlichen Tumoren konnte bisher nicht geliefert werden.

Vermutet wird, dass das SV-40 in den späten 50er und frühen 60er-Jahren durch kontaminierte Polioimpfstoff auf den Menschen übertragen wurde. Weltweit haben ca. 100 Millionen Menschen diesen Impfstoff damals erhalten. Bis heute konnte das SV-40 bei Personen aus Südeuropa, Amerika und Japan nachgewiesen werden. Eine Übertragung des Virus erfolgt über den Speichel oder anderer Körperflüssigkeiten. In diesem Zeitraum konnte die Beobachtung gemacht werden, dass sich das Aufkommen von Non-Hodgkin-Lymphomen nahezu verdoppelt hat. Wofür es derzeit aber noch keine gültige Erklärung gibt.

Für welche Erkrankungen soll das Simian-Virus-40 ursächlich sein?

Kritischen Bewertungen epidemiologischer als auch virologischer Daten zufolge, deutet auf einen Zusammenhang zwischen SV-40 und bestimmten Krebsarten beim Menschen. Um diese Ätiologie sicher beweisen zu können, fehlen einige zusätzliche Studien. Laut einer Erklärung der Weltgesundheitsorganisation soll das Simian-Virus-40 die Ursache für folgende menschliche Tumore sein:

  • Mesotheliome,
  • Osteosarkome,
  • seltene Hirntumore.


Die Verunreinigung der Impfstoffe wurde, wie oben bereits erwähnt, im Jahre 1960 entdeckt. Nach dieser, zweifelsfrei, schrecklichen Entdeckung hat die WHO sofort reagiert und Maßnahmen zum Ausschluss des SV-40 aus Polio sowie anderen Impfstoffen, als Anforderung für die Herstellung sowie Qualitätskontrolle von Polioimpfstoff aufgenommen. Diese Anforderungen wurden von den Herstellern der Impfstoffe konsequent angewendet, denn seit mehr als 30 Jahren haben die Polio-Impfstoffe, die in Nierenzellen von Affen hergestellt werden, bewiesen, dass sie vollkommen frei vom Simian-Virus-40 sind.

Die neuartigen und hochsensible PCR-Tests wurden angewandt, um einen Nachweis zu liefern, dass sich keine Simian-Virus-40 mehr in den Polioimpfstoffen befanden. Auch heute noch kommen die PCR-Tests bei der Herstellung von Polio-Impfstoffen zum Einsatz.

In epidemiologischen Studien, die zwischen 1960 und 1974 durchgeführt wurden, konnte kein Zusammenhang zwischen menschlichen Tumoren und dem Simian-Virus 40 gefunden werden. Neuere epidemiologische Daten aus den sogenannten Tumorregistern, welche über 60 Millionen Personenjahre Beobachtung umfassen, haben ebenso wenig einen Zusammenhang finden können. Denn es wurden keine Unterschiede in der Tumorinzidenz gefunden, welche auch die SV-40-verseuchten Polio-Impfstoffe zurückzuführen wären.

Es ist völlig unklar, ob Simian-Virus-40 Stämme, die heute in der humanen Bevölkerung vorhanden und nachweisbar sind, noch immer mit der Verwendung des damaligen Polio-Impfstoffes zusammenhängen. Trotz der fast 40 Jahren Beobachtung konnte immer noch nicht sicher ausgemacht werden, dass die Simian-Virus-40-Kontamintaionen einiger der frühen Chargen des Impfstoffes überhaupt negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen hatten

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es basierend auf PCR-Analysen keinen Hinweis „für“ oder „gegen“ einen Zusammenhang zwischen SV-40 und einer Reihe von menschlichen Tumoren gibt. Zudem gibt es bis zum heutigen Tag keinen sicheren epidemiologischen und serologischen Beweis für den Zusammenhang zwischen dem Simian-Virus-40 kontaminierte Impfstoffe und der Inzidenz menschlicher Tumorarten, die durch das SV-40 in Hamstern induzierten Tumoren entsprechen.

Besteht ein Zusammenhang zwischen Simian-Virus-40 und dem Non-Hodgkin Lymphomen (NHL)?

Gerade die Non-Hodgkin-Lymphome haben in den vergangenen 30 Jahren enorm an Häufigkeit zugenommen. Obwohl keinen Risikofaktoren definitiv bekannt sind, wird immer wieder über die virale Ursache spekuliert. Hierbei kommt auch immer wieder das Simian-Virus-40 ins Spiel, das in Labortieren Tumore induzieren, aber auch fähig ist Menschen zu infizieren.

In zwei, kürzlich veröffentlichte Studien aus den USA wurden dank PCR-Analysen in mehr als 40 % der Gewebeproben von NHL mit dem SV-40 T-Antigen in Verbindung gebracht. In einer großen japanischen Studie hingegen konnten nur 11 - 19 % der Gewebeproben mit dem SV-40 in Verbindung gebracht werden. Und in früheren durchgeführten Studien waren es nur 10 - 15 % aller Proben, die auf ein Simian-Virus-40 schließen ließen.